Katharina Walter

Berührungen

aus dem Zyklus „Bildumspielungen für Katharina“

Immer wieder denke ich darüber nach, warum mich Katharinas Bilder mir fremder Kinder so berühren.

Die Bilder berühren mich, weil sie mich erinnern. Nicht an meine Kinder oder einen miteinander erlebten Augenblick (dazu gibt es die Fotografie), sondern sie erinnern mich an einen anderen Blick.

Ein Blick, der trotz Nähe um Distanz weiß, ein Blick, der Bewegung und Beziehung in Farben und Formen umsetzt, ein Blick, der um die Einsamkeit und die Verbundenheit jedes einzelnen weiß. Ein Blick voller Zärtlichkeit und Respekt. Ein Blick der Malerin, die, im Unterschied zur Fotografie nicht einen Augenblick festhält, sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu etwas Zeitlosem verbindet.

Bilder, die meinen eigenen Blick auf meine Kinder verändern. Mein Blick, der voller Liebe, aber auch oft voller Sorgen, Wünsche, Vorstellungen, und damit eng ist. Die Bilder berühren mich in ihrer Lebendigkeit und Präsenz, und sie erinnern mich: meine Kinder anzuschauen, wirklich anzuschauen, und wahrzunehmen, was ist. Nicht was war, was sein könnte, was sein wird. Sie erinnern mich, daß die Kinder nicht meine Kinder sind, mir nicht gehören.

Das Geschenk der Kunst ist die Unterbrechung.

Das Geschenk von Katharinas Bildern ist der weite Blick auf meine Kinder, der aus dem Augenblick kommt, und die Aufforderung, mir kein Bild von ihnen zu machen.